Der Digitalpakt – Eine halbe Milliarde für eine halbe Sache

Der Chaos Computer Club Frankfurt (ccc-ffm) und Chaos macht Schule (CmS) in Frankfurt erklären:

Mit Verabschiedung des Digitalpaktes soll Hessen jetzt vom Bund 372 Mio. Euro erhalten, die Gemeinden und das Land steuern lobenswerterweise noch einmal jeweils 25% zusätzlich bei. So sollen in den kommenden fünf Jahren in die Infrastruktur der Schulen und die Weiterbildung der LehrerInnen rund 500 Millionen Euro fließen.

Ob dies ausreicht, kann bezweifelt werden, trotzdem wird mit den Maßnahmen zur Verbesserung der Ausstattung ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung getan.

Theoretisch erhalten die SchülerInnen damit mehr Möglichkeiten, sich aktiv und kreativ mit Informationstechnologie zu beschäftigen. Es könnte die Basis geschaffen werden, dass sie

  • Grundlagenwissen in den Informationstechnologien erwerben können,
  • Nutzen und Gefahren verschiedener Anwendungen einschätzen können und
  • die gesellschaftlichen Folgen von Informationstechnologien verstehen.

Praktisch ist dies aber davon abhängig, ob die LehrerInnen und die Schulen in der Lage sind, entsprechende pädagogische Konzepte zu entwickeln. Leider ist die Situation vollkommen unübersichtlich:

  • In der vorliegenden Erklärung des Kultusministeriums ist nicht zu erkennen, welchen tatsächlichen Anteil die dringend erforderliche LehrerInnenbildung an den Investitionen haben soll.
  • Zur Umsetzung des Digitalpakts sind die Schulen gezwungen, ein pädagogisches Konzept zu erstellen. Viele, vor allem kleinere Schulen, sind damit vollkommen überfordert. Es gibt nur unzureichende Unterstützung durch das Kultusministerium.
  • Es gibt auch kein ausgearbeitetes Konzept der Landesregierung, wie „Bildung in der Digitalen Welt“ in Hessen realisiert werden soll. (KMK-Beschluss vom Dezember 2016).

Daher schlagen wir der Landesregierung vor, folgende erste Schritte zu gehen:

  • Die Landesregierung legt in Euro und Cent offen, welchen Anteil die LehrerInnenbildung („Digitale Schule Hessen“) an den zur Verfügung stehenden Mitteln haben wird. Sie sorgt für die benötigten Entlastungsstunden zur Weiterbildung.
  • Die Landesregierung erstellt einen Rahmenplan für alle Schulen, so dass auch kleine Schulen ein pädagogisches Konzept erstellen können. Die digitale Lebenswelt ist dabei fächerübergreifend zu berücksichtigen.
  • Die Landesregierung erstellt in Zusammenarbeit mit Verbänden, zivilgesellschaftlichen Gruppen und kompetenten Einzelpersonen ein Konzept, wie der Beschluss der KMK-Konferenz vom Dez. 2016 umgesetzt werden soll.
  • Die Landesregierung fördert grundsätzlich die Einführung von Open-Source-Software. Der Grundsatz sollte lauten: „Public Money – Public Code“.

So kann die Landesregierung dann das „Primat des Pädagogischen“ ernsthaft umsetzen, indem sie das Wissen um Informationstechnologien auf eine breite Basis stellt und damit den SchülerInnen zu mündigem Umgang mit Digitalen Medien und Technologien verhilft.


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